Keine Artikel
Artikel-Nr. 12660
Sehr seltene und wichtige Karte von Spanien und Portugal mit reicher Ausschmückung von Domenico Zenoi (Zenoni) und ein herausragendes Beispiel für die hohe Kunst des Kupferstechens im Venedig des 16. Jahrhunderts. Wohlerhaltenes Exemplar, auf zwei zusammengesetzten Blättern gedruckt.
Oben mittig der Titel Hispaniae descriptio, in der unteren rechten Ecke die Titelkartusche Hispania, que & Iberia ... Dominicus Zenoi Venetus Restituit Venetijs MDLX, darüber die Säulen des Herakles mit dem Wappen der spanischen Monarchie. Die vier Himmelsrichtungen sind im Meer jeweils mit den Namen der Winde angegeben: Tramontana, Mediodia, Levante und Poniente. Dekoriert mit zahlreichen kleinen Gebietswappen, Segelschiffen und drei Meeresungeheuern. Auf zwei zusammengesetzten Blättern gedruckt, die rechte Hälfte mit Wasserzeichen Pilger, vertikaler Stab, im Kreis (Woodward 3 oder 4: Durchmesser ca. 52/53 mm).
Die Geographie dieser Zenoi Karte basiert ursprünglich auf der Karte von Vicko Paletin (Vincentius Corsulensis), einer auf 6 Blättern in Venedig gedruckten Holzschnitt-Wandkarte von 1551, die in nur einem Exemplar erhalten blieb (Doria Atlas). Die Corsulensis Karte wurde von Hieronymous Cock kopiert und 1553 auf 4 Blättern in Antwerpen herausgegeben. Die einzig erhalten Exemplare der Cock Spanienkarte befinden sich heute in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, sowie ein weiteres Exemplar in der spanischen Nationalbibliothek. Die Karte von Cock wurde vom römischen Kupferstecher Vincenzo Luchini kopiert und erstmals 1559 veröffentlichte. Domenico Zenoi kopierte ein Jahr später die Luchini Karte und brachte sie 1560 in Venedig heraus. Der Zenoi Karte ist gegenüber der von Luchini klarer und kräftiger gestochen, der Text ist durchweg besser lesbar. Es existiert lediglich ein Zustand der Druckplatte von Zenoi.
Ende der 1560er Jahre wurde in Venedig und Rom die Praxis gängig, einzeln herausgebrachte Karten und Stadtansichten zu einem Konvolut binden zu lassen. Kleinformatige Blätter wurden angestückt und großformatige Blätter in der Mitte gefaltet. Serien aus Städtebüchern oder aus den sogenannten Isolorios konnten beigebunden werden. Diese ersten Sammelbände von losen Karten und Plänen gingen dem ersten als Ganzes konzipierten Atlas voraus, den Abraham Ortelius 1570 unter dem Titel Theatrum Orbis Terrarum in Antwerpen publizierte. Ortelius nutze viele Karten aus diversen italienischen Konvoluten als Vorlagen.
Die für gewöhnlich separat verkauften Karten wurden nach Kundenwunsch individuell zusammengestellt, weshalb ein früher italienischer Sammelatlas auch IATO-Atlas (Italian-Assembled-To-Order) genannt werden. Keiner dieser Atlanten gleicht einem anderen in der Anzahl der Karten noch in Inhalt. Venezianische und römische Kartenhändler und Verleger liehen sich gegenseitig Druckplatten aus, verwendeten sie teils unverändert, oder änderten Verlegeradresse und Datierung in den Kartuschen. Aus diesem Grund finden sich Atlanten mit einer Mischung aus venezianischen und römischen Drucken. Die heute sehr seltenen Atlanten sind auch unter dem Namen Lafreri-Atlanten bekannt. Namensgeber ist hier Antonio Lafreri (1522-1577), ein bedeutender Drucker, Verleger und Kartenhändler in Rom, der erstmals Karten, die auf ein einheitliches Format gebracht worden waren, zusammenbinden ließ. Die bedeutendsten Kartographen, Kupferstecher und Verleger deren Karten in den IATO-Atlanten zu finden sind, waren Lafreri, sein Neffe Duchetti, Gastaldi, Camochio, Zenoi, Salamanca, Forlani, Tramezini, Ligorio, Bertelli und Zaltieri. Weltweit sind noch circa 70 solcher Atlanten bekannt, die meist davon befinden sich in staatlichen Institutionen und Bibliotheken.
Die Seltenheit und Eleganz der italienischen Karten des 16. Jahrhundert macht sie heute zu den begehrtesten kartographischen Objekten. Die üblicherweise separat herausgegebenen Karten sind über die Jahrhunderte meist verloren gegangen, lediglich die Zusammenstellung als gebundene Kartensammlungen führte zur Erhaltung einiger Karten. So auch die hier angeboten Spanienkarte von Zenoi, die wohl im 20. Jahrhundert einem Lafreri-Atlas entnommen wurde. Rückseitig oben rechts befindet sich noch die Nummer "27" in brauner Tinte von alter Hand, die wie oft üblich auf eine Durchnummerierung der Karten in einem Atlas hinweist.
Die Karte ist lediglich noch in wenigen Exemplaren erhalten und wird äußerst selten angeboten. Von uns konnte die Zenoi Karte von Spanien in folgenden Bibliotheken nachgewiesen werden: Bibliothèque nationale de France, British Library, University of Oxford, Stanford University, Studienbibliothek Dillingen, Bayerische Staatsbibliothek München, Universitätsbibliothek Tübingen, Stanford University, Milano Raccolta Bertarelli, Biblioteca Nazionale Roma.
Kartograph | Domenico Zenoi |
Titel | Hispaniae descriptio - Hispania, que & Iberia in ulteriore dividit ac citeriorem... |
Verlag, Jahr | Domenico Zenoi, Venedig, 1560 |
Bildgröße | 43.7 x 55.9 cm |
Blattgröße | 49.1 x 61.8 cm |
Referenz | Bifolco S. & Ronca F.: Cartografia e topografia italiana del XVI secolo, No. 463; Tooley, R.V.: Maps in Italian Atlases of the Sixteenth Century, No. 532; Woodward, D.: Catalogue of Watermarks in the Italian Printed Maps ca 1540-1600, No. 3/4 |
Falls Sie die Bilder dieser Karte in einer Auflösung von 1200 Pixeln herunterladen möchten, folgen Sie bitte unten stehendem Verweis.
Sie können die Bilder auf Ihrer privaten oder kommerziellen Internetseite frei veröffentlichen, sofern Sie einen Verweis (Link) auf diese Webseite setzen. Falls Sie Fotos in höherer Auflösung benötigen, kontaktieren Sie uns bitte.
Spanien - Portugal - Zenoi, Domenico - Hispaniae descriptio - Hispania, que &...