Secunda Europe Tabula

Lienhart Holle
Holzschnittkarte von Spanien und Portugal aus dem 15. Jahrhundert. Gedruckt im 1486 in Ulm bei Johann Reger.

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Artikel-Nr. 12853

12 000,00 €

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Beschreibung

Eine der frühesten Landkarten der Iberischen Halbinsel und der Balearen.

Sehr seltene altkolorierte Holzschnittkarte von Spanien und Portugal aus dem 15. Jahrhunderts. Aus der zweiten Ausgabe des ersten außerhalb Italiens hergestellten Weltatlas. Der Druckstock dieser Karte fand erstmals im Juli 1482 in Ulm bei Lienhard Holle Verwendung, hier der zweite Abdruck von 1486 bei Johann Reger, dessen Druckwerkstatt sich ebenso in Ulm befand.

Die Karte von Spanien und Portugal Secunda Europe Tabula geht auf den in Alexandria lebenden griechischer Geographen Claudius Ptolemäus (100-160 n. Chr.) zurück. Sie zeigt die Iberische Halbinsel, im Osten die Balearen mit Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera, im Nordwesten die sagenhafte Inselgruppe der Kassiteriden im Süden die Straße von Gibraltar und der Norden von Mauretanien.

Mit großem Wasserzeichen, Schlangenstab mit Kreuz und Beizeichen. Rückseitig lateinischer Text, gedruckt von der größten Antiqua-Type der Inkunabelzeit sowie eine große kolorierte Holzschnitt-Initiale.

Die zweite deutsche Ptolemaeus-Ausgabe

Vor seiner Ulmer Zeit scheint Johann Reger in Nürnberg gearbeitet zu haben. Irgendwann begann Reger für den venezianischen Buchhändler und Verleger Justus de Albano zu arbeiten. Reger vertrat die Interessen des umtriebigen Italieners im aufstrebenden Druckgewerbe in Süddeutschland. Als der Buchdrucker Lienhart Holle 1484 in finanzielle Schwierigkeiten geriet und Ulm verlassen musste, sprang Justus de Albano ein und kaufte Holles Druckerpresse mit allen Lettern, Druckplatten und anderen Geräten, die für den ersten deutschen Druck von Ptolemäus' Geographie im Jahr 1482 verwendet wurden.

Der Druck von Holle basierte auf einem italienischen Manuskript der Geographie des Ptolemäus, das in einer von dem Kosmographen Donnus Nicolaus Germanus (1420-1490) herausgegebenen Fassung den Weg über die Alpen gefunden hatte. Die Handschrift war um 1470 in den Besitz der Truchsessen auf Schloss Wolfegg gekommen. Lienhart Holle benutzte diese Handschrift als Vorlage für seinen Druck in Ulm und markierte damit eine bedeutende Entwicklung der Kartographie auf deutschem Boden.

Johann Reger wurde später von Justus de Albano beauftragt, 1486 in Ulm einen zweiten deutschen Druck von Ptolemäus' Werk zu erstellen. Diese als Cosmographia bezeichnete Ausgabe enthielt eine Widmung von Nicolaus Germanus an Papst Paul II. sowie einen alphabetischen Index und zusätzliche Inhalte von Johann Reger. Die von Nicolaus Germanus entworfenen Holzschnittkarten wurden von Johannes aus Armsheim ausgeführt.

Während die beiden Ulmer Ausgaben nahezu identisch sind, liegt ein bemerkenswerter Unterschied in der Farbgebung der Wasserflächen. Lienhart Holle verwendete ein dunkles Blau, während Johann Reger sich für ein markantes Goldbraun entschied. Dieser absichtliche Unterschied in der Farbgebung macht es leicht, die beiden Ausgaben zu unterscheiden, wahrscheinlich eine bewusste Entscheidung von Johann Reger. Neben dem Unterschied in der Kolorierung fehlt in der Reger-Ausgabe die Holzschnittbordüre auf der Rückseite der Karten der Ausgabe von Holle. Die erste Ausgabe hat keinen Titel über den Karten, dieser wurde von Reger im Jahr 1486 hinzugefügt.

Details

KartographLienhart Holle
TitelSecunda Europe Tabula
Verlag, JahrJohann Reger, Ulm, 1486
Bildgröße39.2 x 54.4 cm
Blattgröße41.9 x 57.2 cm
ReferenzCampbell, T.: The earliest printed maps, 1472-1500, No. 181; Skelton, R. A.: Bibliographical note prefixed to the facsimile of the 1482 Ulm Ptolemy; Destombes, M.: Catalogue des Cartes Gravées au XVe Siècle. No. 44-3; Cortesao, A.: History of Portugese Cartography. pp. 109.

Erhaltung

Etwas fleckig, Bugdurchriss und ein größerer Randeinriss links daneben hinterlegt. Fehlstelle (ca. 7:0,8 cm) mittig an der Bugfalte ergänzt und sorgfältig nachgezeichnet. Oben bis knapp in den Titel und links bis an die Marginalien beschnitten, kleinere hinterlegte Randeinrisse, rechte Unterecke ergänzt.

Kartograph

Lienhart Holle, auch unter dem Namen Leonhart Holl erwähnt, gilt als der dritte Buchdrucker der Freien Reichsstadt Ulm. Über sein Leben ist sehr wenig bekannt. Er kann jedoch zumindest ab 1478 in Ulm nachgewiesen werden.

Zu Beginn seiner Tätigkeit als Buchdrucker stellte er Spielkarten her. Zwischen 1482 und 1484 entstanden in seiner Druckwerkstatt mehrere herausragende Werke der frühen Buchdruckkunst. Als sein Meisterwerk gilt der erste nördlich der Alpen gedruckte Atlas. Die herausragende Ausstattung des Werkes mit der größten Antiqua-Type der Inkunabelzeit, Papier von ungewöhnlicher Größe und Stärke aus Mailand sowie die 27 Holzschnittkarten mit herrlichem Kolorit ist außergewöhnlich.

Für das Blau der Meere verwendete Holle wohl Lapislazuli, das Ultramarin des Mittelalters und der Renaissance. Der Preis pro Unze für das kräftigblaue Pigment entsprach während der Renaissance etwa dem von Gold und wurde im westlichen Hindukusch gewonnen.

Die exorbitanten Kosten für die Herstellung des Atlases führten schließlich zur Insolvenz seiner Druckerei. Die Druckstöcke der Karten, das verbliebene Papier sowie die Typen gingen an Johann Reger, welcher den Atlas im Jahre 1486 in einer zweiten Ausgabe verlegte. Das Kolorit der Meere wurde in der Reger-Ausgabe von 1486 in einem damals billigeren, braunen Pigment ausgeführt.

Lienhart Holle starb nach dem Jahr 1492.

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Lienhart Holle: Secunda Europe Tabula.
Holzschnittkarte von Spanien und Portugal aus dem 15. Jahrhundert. Gedruckt im 1486 in Ulm bei Johann Reger.

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