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Vorzüglich erhaltenes Exemplar des berühmten Sternenatlas von Johann Bayer in einem zeitgenössischem Schweinsledereinband. Die Uranometria wurde aufgrund ihrer Schönheit und Genauigkeit zum Standard für zukünftige Sternatlanten. Die hier vorliegende Erstausgabe ist 1603 bei Christoph Mang in Augsburg erschienen. Die prachtvollen Sternenkarten wurden vom namhaften Augsburger Kupferstecher Alexander Mair gestochen.
Der Titel Uranometria bedeutet "Himmelsvermessung" und bezieht sich auf das griechische Wort Uranos als Bezeichnung für den Himmel bzw. auf Urania, die Muse der Sternenkunde in der griechischen Mythologie. Der Himmelsatlas enthält 51 Sternkarten, eine für jedes der traditionellen 48 ptolemäischen Sternbilder, eine Karte des neu entdeckten Südhimmels, die als erste zutreffende Karte dieser Region gilt, sowie jeweils eine Planisphäre des nördlichen und des südlichen Sternenhimmels.
Neben eigenen Beobachtungen, den Himmelsgloben von Hondius und dem Almagest von Ptolemäus, nutzte Bayer Daten des dänischen Astronomen Tycho Brahe für die exakte Position der Sterne des nördlichen Sternenhimmels. Brahes Aufzeichnungen gingen zwar erst 1602 in Druck, jedoch besaß Bayer offenbar eines der handschriftliche Exemplare, die zuvor im Umlauf waren. Für die Positionen der Sterne des südlichen Sternenhimmels bediente sich Bayer bei dem spanischen Kartographen Pedro de Medina und dem niederländischen Navigator Pieter Dirkszoon Keyser, der Ende des 16. Jahrhunderts von Petrus Plancius beauftragt wurde, Beobachtungen des tiefen Südhimmels vorzunehmen.
Die Uranometria hat alleine die Beschreibung des Himmels zum Gegenstand. Bayer hält sich aus dem Streit der Astronomen seiner Zeit, ob die Erde oder die Sonne Mittelpunkt der Himmelsbewegungen ist, heraus. Erstmals vereinigte hier ein Astronom die exakte Position der Sterne und die künstlerische Darstellung der Sternbilder. Es sind lediglich die sichtbaren Sterne dargestellt, das Teleskop wurde erst 1608 erfunden. Auch bezeichnet Bayer zum ersten Mal die Sterne eines Sternbildes nach dem Grad ihrer Helligkeit fortlaufend mit kleinen griechischen Buchstaben. Die Wissenschaft hat diese Gepflogenheit bis heute bewahrt. So wird z. B. der Polarstern als hellster Stern des Sternbildes Kleiner Bär (Ursa minor) wissenschaftlich als α Ursae Minoris (Alpha Ursae Minoris) oder kurz α UMi bezeichnet.
Vorweg ein gestochenes architektonisches Titelblatt mit Atlas und Hercules, darüber Apollo, Kybele mit zwei Löwen und rechts Diana, unten die Stadtansicht von Augsburg. Signiert A.M. (für Alexander Mair) und datiert MDCIII. Gefolgt von 3 Blättern Einleitung und Erläuterungen von Johann Bayer. Insgesamt 51 doppelblattgroße Kupferstich-Sternenkarten, davon 21 Karten der klassischen Sternbilder nördlich des Tierkreises, die als Sternzeichen bekannten 12 Bilder des Tierkreises selbst, gefolgt von 15 klassischen Sternbildern südlich der Ekliptik. Eine Übersichtskarte mit den 12 neuen entdeckten Sternbildern des südlichen Sternenhimmel, die noch heute die von Bayer eingeführten Namen tragen, und zwei Planisphären die den gesamten Nord- und Südhimmel abbilden. Die Sternbildkarten mit feinem umliegenden Raster und Gitternetzlinen, rückseitig jeweils eine Tabelle mit Bezeichnung und Beschreibung der einzelnen Sterne des entsprechenden Sternbilds. Abschließend eine Holzschnittdruckermarke in Form einer Fichte mit Datierung M. DCIII.
Von der Erstausgabe der Uranometria von 1603 existieren heute nur noch weniger als 100 vollständige Exemplare. Die meisten davon befinden sich in staatlichen Sammlungen und den großen Bibliotheken, nur wenige in privater Hand. 2008 wurde das Exemplar der Richard Green Library bei Christies in New York für $62,500 verkauft, 2019 ein weiteres bei Sotheby's London für GBP 27.500. Nach Bayers Tod erschienen weitere Ausgaben bei Görlin in Ulm (1639, 1648, 1655 und 1661).
Kartograph | Johann Bayer |
Titel | Uranometria, Omnium Asterismorum Continens Schemata, Nova Methodo Delineata, Aereis Laminis Expressa |
Verlag, Jahr | Christoph Mang, Augsburg, 1603 |
Größe | 36.5 x 25.5 cm, Folio |
Kollation | 1 Blatt (Titel), 3 Blätter, 102 Blätter (51 doppelblattgroße Karten), 2 Vorsatzblätter |
Illustrationen | 1 Gestochener Titel, 2 Holzschnittinitialen, Kopf- und Endstücke, 51 doppelblattgroße gestochene Sternenkarten, Holzschnittdruckermarke |
Einband | Pergamenteinband mit Rückenschild |
Referenz | Kanas, N.: Star Maps, 3rd edition, pp. 169-172; VD17 39:125032X; Helmer, K.: Johannes Bayer - Sternzeichen und Sternbilder. |
Schweinsledereinband der Zeit mit reicher Blindprägung, handschriftlichem Rückenschild, Schließbändern und Supralibros auf beiden Deckeln. Leicht berieben und fleckig.
Kleine Wurmlöcher in der oberen Ecke der ersten Seiten restauriert, Papier auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels links oben ersetzt, wenige kleinere Einrisse in den Rändern hinterlegt, kleine Risse um die Mittelfalte bei wenigen Tafeln hinterlegt. Prächtig erhaltenes, vollständiges Exemplar. Schöne kräftige Abdrucke.
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